Der Fremde und die Mystik – die politische Bedeutung der Mystik

Freitag, den 15. November 2024 im Kreuzkeller, Kloster Lamspringe, Beginn 19:00 Uhr

Philosophischer Salon Kloster Lamspringe

Karten: 25€ inkl. Gebühren 

Glaubt man dem Islamwissenschaftler Thomas Bauer, so leben wir heute in einem Zustand zunehmender Ambiguitätsintoleranz. Die moderne, globale Gesellschaft ist ambiguitäts-intolerant geworden, während die wichtigsten menschlichen Erfahrungen eigentlich immer von Ambiguität gekennzeichnet sind. Menschen werden gezwungen, sich zu eindeutigen Identitäten zu bekennen, während das Leben voller Zweideutigkeiten steckt.

Letztendlich führt dies nicht nur zu einem Verlust an Vielfalt und Pluralität, sondern sogar zu einem Verständnis von Menschen als ‚Maschinenmenschen‘ (Bauer), die vollkommen kalkulierbar handeln und keinen Sinn mehr für das Mysterium des Lebens haben. Religiöse Traditionen aber, die in einem solchen Kontext ihre Selbstverständlichkeit verloren haben, leben gerade von der Gnade der Mehrdeutigkeit und der Sensibilität für paradoxe Zusammenhänge.

Es war der französische Philosoph Maurice Blondel (1861-1949), der die Bedeutung des Christentums in seiner etwas unterschätzten Philosophie de l’action deutlich machte. Gleichzeitig macht Blondel deutlich, dass das Christentum selbst zu dieser Ambiguitätsintoleranz beiträgt, gerade wenn es sich von der Mystik entfernt. Eine Wiederentdeckung der Mystik kann zu einer Gesellschaft beitragen, die wirklich offen für Vielfalt und Pluralität ist.

Unser Dank gilt der Klosterkammer Hannover die das philosophische Engagement großzügig unterstützt.

Neben kühlen Getränken wird es in der Pause das traditionelle Philosophen-Süppchen – auch vegan – geben. Danach wird in gewohnter Art die Diskussionsrunde eingeläutet.

Die nächsten Termine:

  • Die Termine für 2025 werden aktuell festgelegt

Zur Person:
Inigo Bocken (*1968 in Schoten, Belgien), Professor für Mystische Theologie KU Leuven (B) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Titus Bandsma Institut der Radbouduniversität Nijmegen (NL).
Seine Forschungsschwerpunkte sind die mystische Theologie des Spät-mittelalters und der Frühen Neuzeit – insbesondere Nikolaus Cusanus und die Devotio moderna. Er befasst sich auch mit den Theorien der mystischen Theologie im 20. und 21. Vor kurzem hat er eine intellektuelle Biographie des niederländischen Mystikers Titus Brandsma veröffentlicht.

Moderation:

Dr. Susann Kabisch interessiert sich, seit sie denken kann, für ‚große Fragen‘ – und ist daher immer auf der Suche nach Gelegenheiten für alle Arten von Gesprächen.
Bisherige Fundorte waren u.a. ihr Studium der Philosophie und Kulturwissenschaften in Hildesheim, Salzburg und Nijmegen (NL), Promotion in Philosophie und Theologie in Hildesheim und Nijmegen und eine systemische Weiterbildung in Moderation und Netzwerkarbeit „Open Dialogue“.
Berufliche Stationen waren u.a. das Institut für Philosophie der Universität Hildesheim, die „Gespräche am Domhof“ in der Dombibliothek Hildesheim und der Verein zur Erforschung zukunftsfähiger Lebensweisen in Köln. Zuletzt war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Ethik und Verantwortung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg tätig und ist aktuell Fellow am Titus Brandsma Institut für Spiritualitäts- und Mystikforschung Nijmegen.
Sie vertiefte sich in philosophische Konzeptionen von (Selbst-)Erkenntnis und Menschsein in Spätmittelalter und Postmoderne, arbeitete zu gesellschaftlichen Herausforderungen der sozial-ökologischen und digitalen Transformation(en) und unterrichtet zu verschiedenen Anwendungsfeldern von Ethik.
Ihre unabschließbare Suche nach Weisheit, guten Gesprächen und noch besseren Fragen setzt sie weiterhin fort als Moderatorin, Trainerin und Dozentin.

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